Ein inspirierendes Interview mit Christine Grass
(Apothekenhelferin, Zert. Masseurin seit 1985, Zert. Yoga-Lehrerin seit 1992, Pferdetrainerin und Züchterin seit 1998, Wyda-Trainerin seit 2022)
EWI:
Worin siehst du die wesentlichen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Yoga und Wyda? Sind die Ziele im Yoga und im Wyda diesselben?
Christine Grass:
Ich sehe mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Beide Wege bringen den Übenden mit seinem Herzen und seinem tiefsten Inneren in Berührung. Beide Wege geben uns ein neues Körperbewusstsein und disziplinieren unsere Gedanken. Indem wir diese mehr nach innen richten, wecken wir eine Sehnsucht nach tieferen Erfahrungen und Wissen.
Als nennenswerte Unterschiede empfinde ich, dass Wyda weniger dogmatisch ist als Yoga. Durch die heidnische Tradition und sicher auch die gegebenen Umwelteinflüsse wie Klima und Vegetation ist im Wyda sozusagen alles erlaubt (und wird vielleicht sogar zelebriert), was im Yoga streng verboten ist. Ich denke da z. B. an Fleisch- und Alkoholkonsum.
Ich möchte noch erläutern, was ich mit den gegebenen Umwelteinflüssen meine: Es geht um die jeweiligen Ressourcen, die der im Ursprung Übende zur Verfügung hatte, um seinen physischen Körper zu stärken. Da war der Wyda-Übende hier in Europa dem Yoga-Übenden in Indien wahrscheinlich im Vorteil und machte sich über die Ernährung weniger Gedanken als der Yoga-Übende .Mit dem rauen Klima des Nordens brauchte der Körper ganz andere Substanzen, tierische Produkte, sei es in Form von Nahrung oder zum Wärmen des physischen Körpers. Das bedeutet aber nicht, dass der Wyda-Übende die Natur in allen Facetten weniger ehrt als der Yoga-Übende. Aber das geht jetzt wahrscheinlich zu weit. Es ist meine Theorie, wie es dazu kam, dass wir diesbezüglich im Wyda ganz andere Ansätze haben als im Yoga. 😉
Heute wird Yoga oft als Softgymnastik oder Akrobatik praktiziert, indem man den körperlichen Stellungen mehr Gewicht verleiht als dem Spirituellen. Dort spielen diese eben erwähnten Unterschiede keine große Rolle, aber es ist dann nicht mehr das ursprüngliche Yoga.
Im Wyda, wie ich es bisher kenne, sind die körperlichen Übungen verhältnismäßig weniger spektakulär, und ich nehme an, dass der Antrieb für Wyda-Praktizierende eher die Verbindung zur Natur und unserem Wesen ist und Yoga heutzutage von vielen »missbraucht« wird, um einen beweglichen physischen Körper zu erhalten und nebenbei etwas zu entspannen. Aber ich freue mich über diese Entwicklung, da so immer mehr Leute mit Yoga in Berührung kommen, und das ist es, was zählt.
Ich glaube es ist wichtig zu erfragen was fūr den Uebenden im Vordergrund steht. Das können ja bei beiden Disziplinen ganz unterschiedliche Beweggrūnde sein:
z.B. physische Schmerzen, Auflösung emotionaler Blockaden, Erlangung von-mehr Beweglichkeit, Selbsterfahrung,…sicher gibt es noch mehr…
All diese Punkte werden sowohl im Yoga als auch im Wyda angesprochen. Darum denke ich dass die Ziele die gleichen sind
EWI:
Welche Stärken siehst du in jedem einzelnen Übungsweg und welche in der Kombination der beiden? Wie bereichern sich Yoga und Wyda gegenseitig?
Christine Grass:
Ich praktiziere Yoga seit über 45 Jahren und Wyda nun gerade mal 5 Jahre. Wyda hat meine Yoga-Praxis sehr bereichert. Indem ich den energetisierenden Übungen eine körperliche Bewegung zuordnen kann, welche die Vorstellungskraft und die damit verbundenen Empfindungen emotional und physisch verstärkt.
Ich denke hier vor allem an die Druidenfaust, die entlang der Energiezentren nach oben oder unten geführt wird. Sie ist eine große Hilfe für alle, die in der Meditation mit den Chakren noch nicht so vertraut sind. Die meisten Übenden erspüren ganz spontan diese Energie, wenn die Druidenfaust zu Hilfe genommen wird.
Die Stärken des Yoga: mehr körperliche Fitness durch Dehnung und Stärkung der Muskeln. Die größere Berücksichtigung der Atmung und des Atemflusses allgemein, was eine tiefere Entspannung ermöglicht.
Die Stärken des Wyda: tiefere Erdung durch das Einbeziehen der Natur. Bessere Entwicklung des Selbstvertrauens, indem erlösende Töne in die Übungen mit einbezogen werden.
EWI:
Yoga und Wyda haben beide jahrtausendealte kulturelle Hintergründe (Hinduismus und heidnische Traditionen). Ist es aus deiner Sicht notwendig, sich mit diesen intensiver auseinanderzusetzen, um eine erfolgreiche Übungspraxis zu erlangen?
Christine Grass:
Das kommt ganz darauf an, aus welchen Beweggründen geübt wird. Ob die Disziplin als eine Bereicherung des aktuellen Lebens oder als Metamorphose praktiziert wird.
Aus meiner Sicht bringen beide Wege dem Übenden viele Vorteile, auch wenn die Traditionen und Hintergründe nicht so intensiv studiert werden.
EWI:
Wie lassen sich aus deiner Sicht Yoga und Wyda in der Übungspraxis miteinander verbinden? Kannst du ein konkretes Beispiel aus deinem Unterricht nennen?
Christine Grass:
In der Praxis mache ich gern Teile der fließenden Wyda-Übungen zwischen den eher statischen Yoga-Übungen, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Es kann dem Übenden helfen, in den Moment zurückzukehren, wenn die Gedanken abschweifen.
Die Bewegungsabläufe der Wyda-Übungen erlauben es nicht, an etwas anderes zu denken. Sie helfen, den Geist im Hier und Jetzt zu halten.
EWI:
Wie groß empfindest du das Bedürfnis oder die Nachfrage nach Yoga und Wyda in unserer heutigen digital-kognitiv geprägten Zeit? Ist Nachfrage und Interesse generell gestiegen? Kennst du Yoga-Praktizierende, die parallel eine Wyda-Ausbildung machen?
Christine Grass:
In den letzten Jahren beobachte ich, dass das Interesse an erdenden und entspannenden Übungen sehr gestiegen ist. Die digitalen Alternativen können ein Üben und den Austausch in der Gruppe nicht ersetzen.
EWI:
Welche Erfahrungen berichten Yoga-Praktizierende, wenn sie mit Wyda in Berührung kommen?
Christine Grass:
Leider kenne ich niemanden, der beide Disziplinen anbietet, ich bin hier so ziemlich allein damit und habe meine Kurse als Yo-Da im zusätzlichen Yoga-Programm um die Leute vermehrt auf Wyda aufmerksam zu machen. Ich erlebe die Leute neugierig, aber noch sehr skeptisch dem »reinen« Wyda gegenüber.
EWI:
Vielen herzlichen Dank (Druidenfaust auf´s Herz) für dieses sehr interessante Gespräch, liebe Christine.
Christine Grass:
Sehr gerne! Auch ich bedanke mich von Herzen! Ich fand es sehr spannend, meine Gedanken in Worte zu fassen.