Matriarchale Landschaftsmythologie rund um den Georgenberg

von Maria Meisl

Eingebettet im Tal und umgeben von hohen Bergen und Hügeln fließt die Salzach. In früheren Zeiten war sie ein wilder, unberechenbarer Gebirgsfluss, der nur bei gutem Wetter zu befahren und zu überqueren war. Zudem war sie von weitläufigen Moorgebieten flankiert.

So ist es nicht verwunderlich, dass die ersten Siedlungsgebiete, die nachweislich bis in die Jungsteinzeit zurückgehen, auf Anhöhen errichtet wurden. Die früheste Besiedlung im Raum Kuchl fand am Georgenberg statt. Der Inselberg aus Konglomerat mit einer weitläufigen Hochfläche bot eine gute Sicht und vor allem Schutz. Funde belegen, dass hier schon in der jüngeren Steinzeit (Neolithikum ca. 4500 – 1800 vor Chr.) Menschen gelebt haben. Archäologinnen und Archäologen fanden aus dieser frühen Zeit eine Scheibenkeule aus hartem Diorit, Steinwerkzeuge und Keramikbruchstücke. Die Kirche auf dem Georgenberg ist dem Heiligen Georg gewidmet. Das Altarbild zeigt, wie er mit einer Lanze in der Hand den Drachen zu seinen Füßen tötet. Im Hintergrund ist die Prinzessin zu sehen, die es zu beschützen galt.

Georg bedeutet in seiner ursprünglichen Übersetzung Bauer. Die Silbe „Geo“ weist auf seine Erdverbundenheit hin. Vermutlich war er der Heros, der Geliebte der großen Erdgöttin Gaia, die für Fruchtbarkeit und Wachstum im Frühjahr zuständig war. Durch die Christianisierung wurde aus dem Erdverbundenen ein Drachentöter. Drachen standen für eine starke Erdenergie und dort waren auch heidnische Kultplätze. Ursprünglich waren Georgskirchen auch der Heiligen Margarethe mit dem Drachen geweiht. Margarethe hält auf vielen Darstellungen den Drachen am Band, der friedlich zu ihren Füßen liegt. Sie konnte mit den Drachenenergien umgehen und er stellte keine Gefahr für sie dar. Auch am Georgenberg hängt in der Kirche ein Ölbild aus dem Jahre 1716 mit der Heiligen Margarethe und dem Drachen.

Bilder: Mag. Reinhard Weidl